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Martin Kaysh

DER STEIGER

Martin Kaysh

Steiger Martin Kaysh ist ein Aufschneider. Im wahren Leben hat er es gerade mal zum Ehrenhauer gebracht. Er kommt vom Wort, arbeitete schon als Kind und seither quer durch die Wellen des WDR-Hörfunks. Lange kümmerte er sich für das ARD-Magazin Monitor um die Glosse.

 

Er schreibt seit 2008 eine satirische Kolumne im Straßenmagazin BoDo, seit 2010 im SPD-Vereinsblatt Vorwärts. Er bloggte viel bei den Ruhrbaronen und liefert sich seit 2016 hunderte von Wortduellen mit Correctiv-Boss David Schraven im Podcast „Wir und heute“. Das brachte ihm ein Verfahren wegen Störung der Totenruhe ein.

 

Zwischendurch moderiert er Veranstaltungen und tritt ohne Geier auf. Zuhause ist er auf Zollern II/IV. Da ersetzt er im Kohlenwagen, dem Hunt, die Autoreifenskulpturen, die man heutzutage dort gemeinhin findet. Ja, er ist ein sprechender Schwan.

martin.kaysh@geierabend.de

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Martin Kaysh: Ich bin der erste, der peinlich ist
 

Wer bist du?
 

Ich bin Martin Kaysh, der Steiger beim Geierabend. Ein ausgestorbener Beruf, im Bergbau ja derjenige, der keine Ahnung, aber zu allem eine Meinung hat. Ich moderiere den Geierabend.


Wo kommst du her?
 

Ich komm von hier, aus dem Ruhrpott. Besser gesagt: aus dem guten Teil vom Ruhrpott, aus dem Kurkölnischen Raum, wo die Leute noch katholisch sind, wo sich das Leben noch lohnt, wo die Sünde noch Sünde ist – aus Marl im Kreis Recklinghausen.
Kurköln, katholisch – das passt ja zum Karneval.

 

Wie bist du zum Geierabend gekommen?


Ich habe mich ins schlecht gemachte Nest gesetzt. Ich habe gesagt: Ich kann nix, weder spielen noch singen, also lasst mich da irgendwo in einer Ecke sitzen und den Abend moderieren. Das liegt mir am Herzen, weil ich aus einer Kabarett-Zeit komme, als man nicht mehr ins Kom(m)ödchen gegangen ist, sondern als die Drei Tornados schon durchs Land gefegt waren und man diese anarchische, schräge Art auf die Bühne bringen konnte.
 

Ist Geierabend mehr Karneval oder mehr Comedy?


Der Geierabend ist natürlich Karneval, aber die meisten Leute wissen gar nicht, was Karneval ist. Es geht um Anarchie. Im Münchner Fasching tummelte sich etwa der groß Anarchist und Antimilitarist  Erich Mühsam, aus Gründen. Karneval ist die Zeit, in der alte Gesetzmäßigkeiten nicht gelten, wo  Herrschende einsehen müssen, dass andere das Sagen haben. Mich bestärkt, dass es immer noch evangelische Landeskirchen gibt, in denen diskutiert wird, ob man Karneval überhaupt zulassen darf, weil die Gläubigen ja zu sehr über die Stränge schlagen und man sie nach Aschermittwoch nur schlecht wieder einfangen kann.
 

Was bedeutet dir der Ruhrpott?


Der Ruhrpott bedeutet alles für mich! Ich lebe hier freiwillig. Es gibt in der EU Volkswirtschaften, die kleiner sind als der Ruhrpott. Vielleicht ist keine so runtergekommen und abgerockt, aber wir sind eine Region, die ein Anrecht auf eine eigene Geschichte hat. Und der Geierabend ist ein Teil davon. Wir tragen in jedem Jahr zur Selbstbesinnung dieser Region bei. Das macht sonst niemand. Es gibt Comedy, die das nostalgische Image vom Ruhrpott pflegt, aber im Hier und Jetzt die Themen der Menschen auf die Bühne zu bringen, ist unsere eigentliche Kunst. Ich möchte auch nicht, dass von oben herab über Leute gelacht wird. Ich glaube, dass wir mit unseren fünf Millionen Einwohnern ein Recht darauf haben, uns selbst ernst zu nehmen.
 

Warum sollen die Menschen Karten für den Geierabend kaufen?


Wenn keiner kommt, macht es keinen Spaß. Die Wand kann ich auch zu Hause anspielen. Geierabend ist eine riesengroße Party, die nur mit Publikum funktioniert. Es ist unglaublich schön, ein geiles Publikum zu haben, das auch Widerworte gibt, Sachen reinruft und mich in den Wahnsinn treibt. Ganz wichtig: Das hier ist Karneval ohne groß Rumgeschunkel. Und wenn wir peinlich sind – ich bin der erste, der peinlich ist.

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